Sehr geehrte Frau Vorsitzende Beith,
liebe Sängerinnen und Sänger,
liebe Mitglieder und Freunde vom Liederkranz Neuffen 1841,
verehrte Jubiläumsgäste.

Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit und seit 175 Jahren wird diese gemeinsame Sprache in Neuffen gesungen. Ein Rückblick auf eine 175-jährige Geschichte sind aber nicht nur 175 Jahre Vereinsgeschichte, sondern auch ein Stück Kultur- und Stadtgeschichte. Ich gratuliere Ihnen herzlich zu Ihrem Jubiläum und darf Ihnen ebenfalls die herzlichsten Glückwünsche von Rat und Verwaltung der Stadt Neuffen übermitteln.

Viele Mitglieder haben in all den Jahren ihre Heimat im Liederkranz gefunden und die vorhandenen Möglichkeiten zur sinnvollen Freizeitgestaltung immer wieder auf das Neue genutzt. Aktiv im Chor zu sein heißt aber auch, regelmäßig zu den Proben zu erscheinen, im Vorstand Verantwortung zu übernehmen, zuverlässig die Kasse zu hüten, Noten zu organisieren und vieles mehr. Der Lohn für diese Mühen ist nicht nur anhaltender Applaus nach einem Konzert. Es sind auch die Erinnerungen an Auftritte zu feierlichen Anlässen oder die Eindrücke von gemeinsamen Veranstaltungen.

Vom Tenor bis zum Bass. Nicht nur die Stimmlagen, auch die Menschen selbst sind verschieden. Aber der Chorgesang bringt sie zusammen und verbindet sie. Das macht den Liederkranz Neuffen aus. Als Musterbeispiel für einen intakten Verein wird er immer wieder erwähnt. Es fällt schwer, kulturelle Veranstaltungen und Feste aufzuzählen, bei deren Umrahmung der Chor nicht dabei war. Ohne den Liederkranz wäre das kulturelle Leben in unserer Stadt wesentlich ärmer.

Naturgemäß gibt es bei einem solchen Jubiläum keine Gründungsmitglieder mehr unter uns. Aber ich möchte das diesjährige Jubiläum dazu nutzen, mich bei all denjenigen zu bedanken, die diese 175-jährige Tradition bis heute aufrechterhalten, die sich in der Vergangenheit und Gegenwart für den Gesang im Liederkranz eingesetzt haben. Allen voran den ehrenamtlich tätigen Vorständen und Funktionären, den Dirigentinnen und Dirigenten, den Ehrenmitgliedern sowie allen aktiven und passiven Mitgliedern. Nicht vergessen will ich all die fleißigen Hände im Hintergrund, ohne die ein bürgerschaftliches Engagement in dieser Art und Weise gar nicht vorstellbar ist.

Der Liederkranz Neuffen ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass es sich lohnt, die Menschen für das Singen zu begeistern. Verbunden mit meiner Gratulation zu dem runden Jubiläum wünsche ich ihm weiterhin alles Gute und viel Erfolg. Den Verantwortlichen stets Mut, Tatkraft und Ideenreichtum und den Mitgliedern auch künftig viel Freude an ihrem Verein. Sie haben sich über ein- und ein dreiviertel Jahrhundert nicht nur am Leben gehalten, sondern mit Bravour auch alle Tücken dieser Zeit gemeistert. Aus einem Verein aus dem Gründungsjahr 1841 haben Sie sich gleichermaßen zu einem modernen Verein für Frauen und Männer, für Jung und Alt entwickelt.

Ich verknüpfe mit meinem Dank für Ihr ehrenamtliches Engagement für die Gemeinschaft die Bitte, dieses auch in der Zukunft zu zeigen, damit der Gesang auch in den kommenden Jahrzehnten die Kultur in unserer Stadt und der Region bereichert. Denn: „Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu bereiten“. Dieses Zitat stammt nicht von mir, sondern von Aristoteles. Möge die Begeisterung für den Gesang, die Geselligkeit und die Gemeinschaft dem Liederkranz Neuffen erhalten bleiben. Denn nur so kann den künftigen Generationen der Wert der Musik und des Gesangs vermittelt werden. Nur so ermöglichen die Gesangvereine jungen Menschen den Zugang zur Musik. Musik verbindet Menschen. Ich habe deshalb großen Respekt vor allen, die ihre Freizeit für eine Vereinstätigkeit investieren. Dies ist nicht selbstverständlich und verdient größtes Lob und Anerkennung.

Meistens stehe ich bei solchen Veranstaltungen nicht nur mit Worten hier an diesem Pult. Ich handele da frei nach Wilhelm Busch „Besser ein Onkel, der was mitgebracht hat als eine Tante, die nur Klavier spielt“. Gepflogenheiten sind was wunderbares, insbesondere wenn es bei Vereinsjubiläen von der Stadt pro Jahr 5 Euro gibt. Das wären bei 175 Jahren insgesamt 875 Euro, wenn ich richtig gerechnet habe. Und den Scheck über diesen Betrag darf ich Ihnen, liebe Frau Beith, nachher in die Hand drücken und Ihnen damit das Jubiläumsjahr ein wenig erleichtert. Und Sie dürfen versichert sein, er ist gedeckt.

Aber nicht nur für den Verein habe ich etwas dabei. Ich komme zu einer Tat, über die ich mich ganz besonders freue. Sie haben ein Mitglied in Ihrem Verein, der seit sage und schreibe 46 Jahren ehrenamtlich als für das Geld zuständiges Vorstandsmitglied tätig ist. Er hat fast ein halbes Jahrhundert lang das Vereinsvermögen unter seinen Fittichen gehabt und möchte es aus für mich völlig unverständlichen Gründen einfach so in jüngere Hände geben. Sie alle wissen, von wem ich rede – von Ihrem Kassierer Ernst Pfäffle.

Da Ernst Pfäffle von der Stadt Neuffen bisher noch keine Ehrungen zuteilwurden, bekommt er dafür nun heute Abend von mir nun gleich dir Richtige. Sie sehen, ab und zu lohnt es sich auch mal auf etwas zu warten. Genauer gesagt auf die Bürgermedaille der Stadt Neuffen. Dazu gab es bei der Beratung im zuständigen Ehrungsausschuss keine lange Debatte. Wenn nicht Ernst Pfäffle, wer sonst hätte nach so langer Tätigkeit die Bürgermedaille verdient.

Herr Pfäffle, ich kann es Ihnen leider nicht ersparen, nun zu mir auf die Bühne zu kommen. Und bringen Sie Ihre Frau bitte gleich mit. Nicht zuletzt ist es ja auch Ihr Verdienst, liebe Frau Pfäffle, dass Ihr Mann 46 Jahre die Tätigkeit des Kassierers im Liederkranz ausüben konnte. Für Sie habe ich den obligatorischen Blumenstrauß als kleines Dankeschön seitens der Stadt Neuffen für Ihr Verständnis zum Job Ihres Mannes im Liederkranz nicht real dabei. Dafür aber einen Gutschein. Der hält länger und Sie können ihn dann einlösen, wenn daheim die Blumengeschenke Ihres Ehemannes vielleicht überraschender Weise mal ausbleiben sollten. Und wenn Sie jetzt auf die Bühne kommen, dann bringen Sie bitte auch noch Frau Beith mit. Es könnte ansonsten passieren, dass ich den schon angesprochenen Jubiläums-Scheck wieder unverrichteter Ding mitnehme. Und das wollen wir ja schließlich Alle nicht.

Damit wünsche Ihnen, liebe Festgäste, jetzt einen wunderschönen Abend mit schönen Liedvorträgen und im Anschluss angenehmen Gesprächen. Haben Sie herzlichen Dank.