Lieber Herr Hoffmann,
sehr geehrte Frau Hoffmann,
sehr geehrtes Kollegium der Realschule,
liebe Gäste und Vertreter der Presse.
„Vom Hohenneuffen, unserem Berg, gleicht unsere Schule einem Zwerg.
Wird aus der Nähe sie gesehen, ist sie trotz mancher Macken schön.
Es zollt bei näherer Betrachtung, ein jeder ihr gebührend Achtung.
Wir finden unsere Schule toll und alle Lehrer wundervoll.
Denn sie bemühen sich um uns und das ist keine leichte Kunst.“
Mit diesen Worten begrüßen die Schülerinnen und Schüler unserer Neuffener Realschule ihre Gäste auf der schuleigenen Homepage. Und dem ist auch heute an Begrüßung nicht viel mehr hinzuzufügen.
Als Vertreter der Stadt Neuffen als Schulträger ist es für mich eine besondere Ehre, aber auch ein besonderes Bedürfnis, Sie, lieber Herr Hoffmann, heute als Rektor und damit Leiter der Realschule Neuffen zu verabschieden.
Unsere Stadt verabschiedet einen ihrer profiliertesten Schulleiter, wichtigen Ratgeber und Innovator der Unterrichts- und Schulentwicklung der letzten Jahre aus seinem Beruf. Das sind Grund und Anlass für besondere Anerkennung Ihrer herausragenden beruflichen Leistungen. Und Grund und Anlass für besonderen Dank, dass diese Leistungen den jungen Menschen hier bei uns und damit der Zukunft unserer Stadt und Region zugutegekommen sind. Denn jeden Morgen geht mit den Schülerinnen und Schülern die Zukunft durch die Türen unserer Schulen. Und diese Schülerinnen und Schüler sind vielfältiger und unterschiedlicher denn je.
Nach vielen Jahren Tätigkeit als Lehrer, Konrektor und nun als Rektor haben Sie sozusagen das Klassenziel erreicht und verlassen den Schuldienst, um in den wohlverdienten Ruhestand zu treten. Ihren beruflichen Werdegang zu skizzieren ist gar nicht so kompliziert. Kontinuität war bei Ihnen bis zum Schluss angesagt. Nach Ihrer Zeit als Lehrer an der Realschule Laichingen bis einschließlich 1982 sind Sie auch beruflich Ihrer Ehefrau gefolgt und haben sich an die Geschwister-Scholl-Realschule in Bad Urach versetzen lassen. Und damit Ihr Weg zur Schule nicht allzu weit war, haben Sie Ihr Haus gleich direkt neben dem dortigen Schulzentrum gebaut. Bis 2007 waren Sie an besagter Realschule, davon ab 1998 als Konrektor. Dann kam der Ruf aus Neuffen, dem generell schon niemand wirklich wiederstehen kann. So erging es auch Ihnen und Neuffen konnte sich glücklich schätzen, dass Sie zum 1. März 2007 als Rektor unserer Realschule eingestiegen sind.
Da auch ein Rektor nebenbei noch was schaffen sollte, haben Sie den Unterricht nicht ganz eingestellt, unterrichteten Englisch und Geschichte und waren bis heute durchgehend auch Klassenlehrer der 9er- und 10er-Klassen. Der Schüleraustausch mit den USA war eines Ihrer Herzensangelegenheiten. Aber zuvorderst war es Ihnen ein großes Bedürfnis, den Verwaltungs- und Lehrerbereich umzubauen. Denn, so Ihr Motto: gute Arbeitsbedingungen wie auch die mediale Ausstattung wirken sich positiv auf das Schulklima und auch die Eltern aus.
Den Beruf des Schulleiters, der Lehrer ist und quasi nebenbei die Schule leitet, gibt es nicht mehr. Wer dies wirklich glaubt, der glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet. Die Anforderungen an Schule und an deren pädagogische und organisatorische Steuerung haben sich gravierend geändert. Man spricht allgemein bei Schulleiterinnen und Schulleitern zwischenzeitlich sogar von multifunktionalen Wunderwesen. Und das in Spannungsfeldern zwischen Freiheit und Vorgaben, zwischen Erwartungen und Machbarkeit, zwischen Engagement und Ergebnis, zwischen Zielvereinbarung und Zielvorgaben, schlichtweg zwischen verschiedenen sich widersprechenden Bedürfnissen.
Die Internetseite der Realschule begrüßt natürlich nicht nur mit dem eingangs genannten Gedicht. Selbstverständlich kann man auch das Eine oder andere über den einen oder anderen Lehrer und damit natürlich auch den Rektor erfahren. Und so ziert auch ein Steckbrief des Herrn Hoffmann die Seite. Danach hat Ihnen, lieber Herr Hoffmann, Ihre eigene Schulzeit sehr gut gefallen. Kinder und Jugendliche zu erziehen und auszubilden, das ist für Sie eine spannende und lohnende Aufgabe, weshalb Sie auch Lehrer geworden sind. „Habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen“, so lautet Ihr Lebensmotto. Und Ihren Schülerinnen und Schülern geben Sie den Rat mit aufs weitere Leben, dass nur der Beruf der richtige ist, der den eigenen Fähigkeiten entspricht und auch wirklich Spaß macht.
Der letzte Tag eines langen Berufslebens ist meist mit Vorfreude, aber auch mit einigen Wermutstropfen verbunden. Auch Ihnen, lieber Herr Hoffmann, wird es heute wohl nicht anders ergehen. Niemandem fällt es leicht, sich von einer Tätigkeit zu verabschieden, die man so gern und sehr engagiert wie Sie ausgeübt hat und die einem auch viele Erfolgserlebnisse gebracht hat. Aber sicher freuen Sie sich auch darauf, nun endlich mehr Zeit für sich zu haben und sich all dem widmen zu können, was in den vergangenen Jahren zu kurz gekommen ist. Dazu habe ich von Ihren Hobbies gelesen, die da wären das Haus, der Garten, Tanzen und Lesen und nicht zuletzt natürlich Ihre Familie. Die sich Dank Ihrer Söhne zwischenzeitlich auch auf zwei Enkelkinder erweitert hat, 4 ½ und 2 ½ Jahre, wenn ich auch da richtig informiert bin.
Lehrer zu sein – und erst recht eine Schule zu leiten -, das ist nicht irgendein Beruf, sondern das ist Berufung. Nichts, das man mit links erledigen oder bei dem man nach Feierabend auch die Gedanken an die Arbeit wegschließen kann. Dazu hat diese Tätigkeit zu viel mit jungen Menschen zu tun, die Förderung und Zuspruch brauchen oder sich mit Problemen herumschlagen. Dazu ist die Schule, die in Gang gehalten sein will, ein zu komplexes Gefüge. Dazu werden aber auch von allen Seiten zu viele Anforderungen gestellt.
Der Tag Ihrer Verabschiedung ist daher auch ein Tag des Dankes für Ihr unermüdliches Engagement für „Ihre“ Schule und für die Erfolge, die Sie hier erzielen konnten. Für die Stadt Neuffen als Schulträger, für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt sowie der Nachbargemeinden spreche ich Ihnen daher meinen herzlichsten Dank für Ihre Arbeit aus. Ihre Fähigkeit, Herausforderungen zu meistern, wird sicher dazu beitragen, dass Sie auch Ihrem neuen Lebensabschnitt viel abgewinnen und den Ruhestand genießen können. Und in diesem Ruhestand auch mehr Zeit für Sir Henry zu haben. Und damit ist nicht unser Hausmeister gemeint, der rein zufällig Henry mit Vornamen heißt. Nein, auch der Hund Ihres Sohnes heißt so, habe ich mir sagen lassen. Und weiterhin sagen lassen, dass dieser durch das notwendige „Gassi gehen“ sehr zu Ihrer Fitness und Ihrem Wohlbefinden beitragen würde.
Lieber Herr Hoffmann, alles Gute für Ihre Zukunft. Bleiben Sie ein Anwalt der jungen Menschen, die alle mehr können als wir ihnen zutrauen und glauben.