Lieber Noch-10-Tage-Kollege Erich Hartmann, liebe Jutta,
liebe Beurener Bürgerinnen und Bürger,
meine Damen und Herren des Gemeinderates,
sehr geehrter Herr Landrat Eininger,
Herr in 11 Tagen Neu-Kollege Daniel Gluiber, sehr geehrte Frau Gluiber,
liebe aktive und ehemalige Kolleginnen und Kollegen,
meine Herren Abgeordnete des Bundes- und Landtages,
verehrte Festgäste.
Erich Hartmann hatte mich irgendwann im Mai darum gebeten, dass ich ihn im Namen seiner Kolleginnen und Kollegen verabschieden solle. Schließlich hätte er selbiges sowohl bei meinem Vor-Vorgänger als auch meinem Vorgänger getan und jetzt sei doch endlich auch Neuffen mal dran, sich dafür zu revanchieren. Ich hatte ihm sofort zugesagt, aber um ein Haar wieder absagen müssen. Als ich am 4. Oktober beim ersten Wahlgang hier doch tatsächlich eine Stimme bekommen habe, hatte ich mir ernsthaft überlegt, in die Stichwahl zu gehen. Nach ausführlicher Beratung mit meinem Wahlkampfteam bin ich dann aber zum Ergebnis gekommen, es doch nicht zu tun. So konnte ich Dir, lieber Erich, dann doch endgültig für heute zusagen in der Befriedigung, dass Du in Neuffen zwar zwei Bürgermeister geschafft hast, aber mich als Dritten dann letztendlich doch nicht. Und so darf ich Dir die Grüße übermitteln
- vom Kreisverband des Gemeindetages,
- von den beiden Bürgermeistersprengel Kirchheim und Nürtingen,
- vom Tälessprengel,
- von der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft Beuren – Neuffen – Kohlberg,
- vom Gewerbezweckverband Wirtschaftsraum Nürtingen,
- vom Zweckverband „FahrMit“,
- vom Abwasserverband Neuffener Tal,
- von der Landeswasserversorgung,
- vom Kommunalen Rechenzentrum,
- vom Streuobstparadies,
- vom Biosphärengebiet,
- vom Schwäbischen Alb Tourismus,
- vom Verkehrsverein Teck-Neuffen
- sowie von der „Blauen Mauer“
und hoffe mal, dass ich bei der Aufzählung jetzt nichts vergessen habe.
Als ich vor fünf Jahren hier ins Täle gekommen bin und mich natürlich auch nach meinem Nachbarkollegen Erich Hartmann und dessen Amtszeiten erkundigt habe, kam unisono die Antwort: „Der war schon immer da“. Das genaue Datum für das gefühlte „Immer“ haben wir alle heute Abend schon mehrfach gehört. Viermal ist er von Ihnen, liebe Bürgerinnen und Bürger von Beuren, gewählt worden. Nun hält er vom Renteneintrittsalter 67 nicht allzu viel und hat es daher vorgezogen, jetzt nach 32 Jahren Amtszeit in ein paar Tagen in das einzutreten, was man gemeinhin den Ruhestand zu nennen pflegt. Ob es allerdings wirklich ein Ruhestand wird, oder nicht vielleicht doch eher ein Un-Ruhestand, das wird man sehen. So wie ich ihn kenne, erwarte ich eher Letzteres.
Lieber Noch-Kollege, die Projekte, die auf Deine Initiativen als Bürgermeister und Kurdirektor realisiert wurden, sind alle schon genannt. Aber ein ganz klein wenig ZDF (Zahlen – Daten – Fakten) will ich doch auch noch beisteuern. Was war eigentlich 1984 in Deutschland alles so geschehen, außer dem Ereignis Deiner Amtsübernahme hier in Beuren natürlich:
- Helmut Kohl war Bundeskanzler, welch Überraschung.
- Noch eine Überraschung: der VfB Stuttgart wurde Deutscher Meister.
- Richard von Weizsäcker wurde zum Bundespräsidenten gewählt.
- Der Liter Normalbenzin kostete 1,325 DM.
- Das Maß Bier auf dem Münchener Oktoberfest 6,– DM.
- „Umweltauto“ war das Wort des Jahres.
- Die Gurtpflicht wurde eingeführt.
- Ebenso die 35-Stunden-Woche (jedoch nicht für Bürgermeister Hartmann).
- Mit Sat.1 und RTL startete das Privatfernsehen.
- Helene Fischer erblickte das Licht der Welt.
- Der „Vogel des Jahres“ war der Weißstorch, also nicht der Halsbandschnäpper.
- Selbigen gab es zwar schon, aber für Ungemach u. a. auch in Beuren hatte er damals noch nicht gesorgt.
- Und mangels Halsbandschnäpper gab es einen Herrn Dr. Bauer beim Landratsamt Esslingen wahrscheinlich auch noch nicht.
- Und heute wäre der Halsbandschnäpper zumindest in Beuren wohl eher der „Un“-Vogel des Jahres.
Lieber Erich, wer Dich kennt weiß: fast nichts kann Dich aufregen, es sei denn besagter Halsbandschnäpper, sowie zu langsame und träge Verfahrensabläufe. Du bist kein Freund allzu vieler und schon gar nicht hohler Worte. Ausufernde Diskussionen im Kreise der Kolleginnen und Kollegen oder in den Verbänden, denen wir gemeinsam angehören, hast Du mit den wenigen Worten beenden können. Deine Beiträge aber, die hatten großes Gewicht, egal in welcher Funktion oder Position Du sie an die Frau, an den Mann, in die Runde gebracht hast. Bei allem, was Du für die Gemeinde Beuren und die Verbände getan hast, war Dir immer wichtig, Dir selbst treu zu bleiben.
„Wer etwas möchte, der findet Wege. Wer etwas nicht möchte, der findet Gründe“. Du gehörst eindeutig zu den Erstgenannten. Und ich befinde mich ganz sicher in Übereinstimmung mit allen hier: Du kannst mit Freude und Stolz über Dich und die von Dir geleistete Arbeit in die nun ausschließlich private Zukunft sehen. Wir jedenfalls sehen Dich so mit vielen guten Erinnerungen an die gemeinsame Zeit, mit viel Respekt, Anerkennung und Dankbarkeit. Ich selbst möchte diese Worte aber auch mit einem ganz persönlichen Dank für allzeit loyale Unterstützung zum Ausdruck bringen.
Einem Kollegen irgendwo im Lande haben seine Kolleginnen und Kollegen im Kreis mit 21 zu 9 Stimmen alles Gute für die Zukunft gewünscht. Dies war bei Dir selbstverständlich nicht der Fall. Und deshalb verrate ich Dir was: von all Deinen Kolleginnen und Kollegen im Landkreis Esslingen darf ich Dir einstimmig die allerbesten Grüße und Wünsche für die Zukunft übermitteln. Und frei nach Wilhelm Busch: „Besser ein Onkel, der etwas mitgebracht hat, als eine Tante, die nur Klavier spielt“ bin ich natürlich nicht mit leeren Händen gekommen. Wir hoffen, dass Du an unserem Abschiedsgeschenk, einem Reisegutschein, viel Freude hast.
Liebe Festgäste, wenn jemand nach 32 erfolgreichen Jahren aus dem ersten Amt einer Gemeinde oder Stadt tritt, haben die Land auf und Land ab üblichen Abschiedsreden zwei geradezu unverrückbare Sätze. Zu Beginn der Rede heißt es: „Eine Ära geht zu Ende“. Am Schluss der Rede steht der Satz: „Hinter jedem starken Mann steht auch eine starke Frau“. Den ersten Satz habe ich nicht verwendet, weil zu abgedroschen. Den zweiten verwende ich aber sehr wohl. Liebe Jutta, auch und insbesondere Dir ein ganz besonderes Dankeschön für 32 Jahre Verständnis für den Beruf Deines Mannes. Für 32 Jahre oftmals auf den Mann, auf den Vater der Kinder verzichten müssen, wenn andere ihren Hobbies nachgegangen sind. Zum obligatorischen Blumenstrauß schließe ich mich gerne Herrn Landrat Eininger an und habe ihn ebenfalls in Form eines Gutscheines dabei.
Liebe Jutta, lieber Erich, euch Beiden alles Gute und vor allen Dingen die Gesundheit und Freude an all dem, was Ihr Euch für die nun verschwenderisch üppige Freizeit alles vorgenommen habt. Ich bin stolz darauf, lieber Erich, Dich als Kollegen gehabt zu haben.
Und nun zu Ihnen, Herr Bald-Kollege Gluiber.
Die Amtsbezeichnung macht Sie zum Meister der Bürgerinnen und Bürger Ihrer Gemeinde. Sie haben von Ihren künftigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern den Auftrag bekommen, die Gemeinde Beuren zu ihrem Wohl (also nicht zu Ihrem persönlichen Wohl, sondern zum Wohl Ihrer Gemeinde und deshalb ist „ihrem“ ja auch klein geschrieben) zu regieren. Als Bürgermeister haben Sie eine besondere Rolle zwischen der vom Gesetz bestimmtem Volksvertretung, sprich Gemeinderat, auf der einen, und den Bürgerinnen und Bürgern, die Sie direkt wählen konnten, auf der anderen Seite.
Demokratie ist kein Zustand, sondern ein Prozess, der immer wieder neu um Beteiligung werben muss. Politik braucht Visionen, auch wenn Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt mal zum Besten gegeben hat: „wer Visionen hat, der soll zum Arzt gehen“. Ein Bürgermeister muss Ideen haben, wie die Zukunft aussehen könnte, in die er sein Gemeinwesen steuern möchte. Dafür brauchen die Kommunen Bürgermeister, die nicht nur die Visionen mit ihren Gemeinderäten und Bürgerinnen und Bürgern teilen, sondern auch die Strategien dafür entwickeln, um sie zur Zukunft werden zu lassen.
Ich gratuliere Ihnen im Namen Ihrer künftigen Kolleginnen und Kollegen ganz herzlich zu Ihrer Wahl. Wir wünschen Ihnen für Ihre erste Amtszeit viel Erfolg, denn das ist auch der Erfolg Ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Eine ruhige Hand, um den immer wieder notwendigen Ausgleich der Interessen vermitteln zu können. Und die Begeisterung an Ihrem Amt, damit Sie Ihre Gemeinderätinnen und Gemeinderäte damit genauso anstecken können, wie die Bürgerinnen und Bürger, sich an der Entwicklung ihrer Gemeinde zu beteiligen.
Ein herzliches Willkommen in der Mitte Ihrer Kolleginnen und Kollegen. Und natürlich auch für Sie ein kleines Willkommensgeschenk mit den besten Wünschen auf eine gute und gedeihliche Zusammenarbeit. Und wenn Sie länger als ich im Amt bleiben, was zumindest vom Alter her zu erwarten sein dürfte, dann darf ich Ihnen bereits jetzt schon ankündigen, dass dann Sie an der Reihe sind, am Tage X mich in Neuffen zu verabschieden.
Den Gutschein für Ihre Frau zum Blumenstrauß gibt es selbstverständlich auch. Auch Ihnen, liebe Frau Gluiber, alles Gute an der Seite unseres künftigen Kollegen. Jutta heißen Sie ja auch, so dass zumindest in der Beziehung die Kontinuität in Beuren schon mal gegeben ist.