Sehr geehrter Herr Pfarrer Jopp,
lieber Herr stellvertretender Bürgermeister Jörg Döpper,
meine Herren Kollegen Erich Hartmann und Klaus Roller,
sehr geehrter Herr Pfarrer Seibold,
sehr geehrte Vertreter der Kirchen,
liebe Mitglieder des Kirchengemeinderates,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
verehrte Gäste.

Ich halte mit dem heutigen Tag einen recht zweifelhaften Rekord, der eigentlich schon fast ins Guiness-Buch der Rekorde gehört und wohl kaum noch zu toppen ist: Zwei Jahre bin ich im Amt und verabschiede heute schon den vierten Pfarrer in Neuffen. Im letzten Jahr Herrn Pastoralreferent Martins, Anfang diesen Jahres Herrn Pfarrer Souchon, im Frühjahr Herrn Pfarrer Wenzelmann und nun Herrn Pfarrer Jopp. Man könnte nun leicht den Verdacht hegen, dass die Weggänge ausschließlich mit mir zu tun hätten. Dem ist aber Gott sei Dank nicht so. Ich habe mir von Ihren drei Verabschiedungs-Vorgängern, lieber Herr Pfarrer Jopp, schriftlich bestätigen lassen, dass es rein private Gründe bzw. in einem Fall die Pensionierung, so wie bei Ihnen, waren. Man muss sich also keine Sorgen machen, dass es auf den Neuffener Pfarrstellen mit mir niemand lange aushält.

Lieber Herr Pfarrer Jopp, sie haben die gute Charaktereigenschaft, sich nicht vorschreiben zu lassen, was sie zu tun oder zu lassen haben. Nun hat mich diese Woche Ihre Botschaft erreicht, dass Sie wünschen, ich möge meine Grußworte nicht auf Ihre Person, sondern auf die Einweihung des sanierten Gemeindehauses beziehen. Jetzt haben wir nur das Problem, dass ich die gleiche Charaktereigenschaft habe wie Sie, mir also auch nicht vorschreiben lasse, was ich zu tun oder zu lassen habe. Und deshalb ist es eine Selbstverständlichkeit, dass der heutige Tag vordergründig Ihnen und Ihrem Wirken hier im Neuffener Tal gewidmet ist.

Herr Pfarrer Jopp, wir beide kennen uns nun fast genau zwei Jahre. Für mich war es in meinem ersten Jahr hier bei jeder Veranstaltung was Neues – jeweils eine Premiere also. Bei Ihnen waren es Wiederholungen – aber in diesem Jahr zugleich auch Abschiedsveranstaltungen. Ich darf Ihnen bestätigen, dass unsere gemeinsame Zeit hier geprägt war von konstruktiver Zusammenarbeit. Und das Gleiche darf ich Ihnen sehr gerne auch im Namen meiner beiden Kollegen Hartmann und Roller für Beuren und Kohlberg übermitteln.

Am 16. September 1962 sind Sie nach Frickenhausen gekommen, also volle 50 Jahre waren Sie als Pfarrer im Täle in Ihrer Kirchengemeinde tätig. Was hat 1962 die Welt bewegt:

  • – Bundespräsident war Heinrich Lübke, Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer,
  • – im Norden Deutschlands wütet die schwere Flutkatastrophe,
  • – der USA gelingt die erste Erdumrundung mit einer bemannten Raumkapsel,
  • – der Mindesturlaub in Deutschland wird auf 15 Tage festgelegt
  • – die SPIEGEL-Affäre beginnt,
  • – die Kuba-Krise nimmt ihren Anfang,
  • – die Nummer 1 Hits in Deutschland waren Tanze mit mir in den Morgen, Zwei kleine Italiener, Heißer
  • Sand und Speedy Conzales,
  • – der erste James Bond kam in die Kinos,
  • – Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett war der deutsche Kinohit,
  • – Bonanza kam ins deutsche Fernsehen,
  • – der 6-Teiler „Das Halstuch“ von Francis Durbridge war mit 89 % Einschaltquote der Straßenfeger,
  • – Brasilien wurde Welt-, der 1. FC Köln Deutscher Meister und schließlich
  • – wurde die Einführung der Bundesliga beschlossen.

Solche Dinge wie der Baum, der Pilz, der Vogel, das Unwort des Jahres usw. gab es (zum Glück ?) damals noch nicht.

Ich denke, in all den Jahren Ihres Wirkens hier in Neuffen, Beuren und Kohlberg hat Ihr Herz für Ihre Kirchengemeinde geschlagen. Was Sie für Neuffen getan haben, wissen die Anwesenden hier viel besser als ich. Für Beuren darf ich im Namen meines Kollegen Erich Hartmann sagen, dass auch die dortige Gemeinde immer mit Ihrer Unterstützung rechnen konnte, wenn es notwendig war. Die Erweiterung und Sanierung des katholischen Gemeindezentrums war für Sie und Ihre Mitstreiter eine große Herausforderung, ja geradezu ein Kraftakt. Auch die Entscheidung zur Anbringung eines Lebensbaumes des Holzkünstlers Günter Kretzschmar in der St.-Paulus-Kirche Beuren wird noch lange Zeiten Zeichen Ihres Wirkens sein. Ihre Arbeit wurde bei vielen Veranstaltungen gewürdigt. Gerne denkt man in Beuren an ökumenische Gottesdienste zur Eröffnung von Festen und insbesondere zur Einweihung des Tunnels zurück. Aber auch für den Kollegen Klaus Roller darf ich Ihr Wirken in der dortigen Tälesgemeinde würdigen. Ein Wirken, das auch dort auf lange Zeiten Bestand haben wird und die Kohlberger Bürgerinnen und Bürger sehr gerne an Ihre Zeit hier denken lassen.

Lieber Herr Pfarrer Jopp, ich sage Ihnen persönlich, im Namen meiner beiden Kollegen Hartmann und Roller, der Gemeinderäte Neuffen, Beuren und Kohlberg, der drei Verwaltungen, aber insbesondere im Namen Ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger einfach Danke für Ihre Arbeit hier in unserem Täle. Sie haben sich nicht verbiegen lassen sondern immer und offen Ihre Meinungen und Ansichten vertreten. Unvergessen Ihr mir überlieferter Auftritt anlässlich einer früheren Bürgermeisterwahl in Frickenhausen. Zwei Kandidaten gab es damals dort, einer hieß Schütz, der andere Scherer. Beide von Herrn Pfarrer Jopp wie folgt zitiert: „Wer schützt mich vor dem Scherer“, so Kandidat Schütz, und „was schert mich der Schütz“, so Gegenkandidat Scherer, gaben Sie vor versammeltem Wahlpublikum zum Besten.

Und zum Schluss frei nach Wilhelm Busch: Besser ein Onkel, der was dabei hat, als eine Tante, die nur Klavier spielt. Deshalb komme ich nicht mit leeren Händen, sondern habe Ihnen als kleine Erinnerung unsere Neuffener Armbanduhr mitgebracht. Sie soll Ihnen nicht sagen, was die Stunde geschlagen hat, sondern Sie immer an Ihre Zeit hier in Neuffen erinnern. Dann habe ich weiterhin dabei einen Gutschein für das Hohenneuffen-Restaurant. Es war schon etwas schwer mit Ihnen. Wein trinken Sie nicht, Essen tun Sie auch nicht alles. Aber dass Sie was Essen, ist unumstritten, sonst wären Sie nicht 80 Jahre alt geworden und immer noch so beispielhaft rüstig. Genießen Sie deshalb meinen Gutschein, suchen Sie sich auf dem Hohenneuffen einen netten Fensterplatz aus, von dem Sie Ihre bisherige Wirkungsstätte im Blick haben.

Lieber Herr Pfarrer Jopp, von meiner Seite aus noch mal alles Gute für Sie. Meine beiden Kollegen haben das mit Wilhelm Busch, dem Onkel und der Tante auch beherzigt und ebenfalls was für Sie dabei, das sie Ihnen nun gerne überreichen werden. Haben Sie herzlichen Dank und eine schöne Zeit im (Un)- Ruhestand.